Vorerst ausschließen?
Das Drama, das sich gestern Abend in Leicester abspielte, wirft auch linguistische Fragen auf. Laut Tagesschau schloss die Polizei “einen Terroranschlag vorerst aus“, was einem in Deutschland ansässigen HE Translations Teammitglied zu denken gab. Zitat:
Als Unbeteiligter an diesem tragischen Ereignis habe ich, bei allem ehrlichen Mitgefühl für die Opfer, dabei jedoch vor allem folgende Frage: Ist die oben genannte Pressefloskel eigentlich eine neu-deutsche Flachsinns-Redensart journalistischer Sprachprofis, oder gibt es dazu auch ein englisches Äquivalent? Oder sind es gar tatsächlich Polizisten, die offenbar weltweit eine seltsame Auffassung vom Ermitteln angenommen haben?Denn: Seit wann schließen Ermittlungsbehörden Dinge vorerst aus?? Bin ich da irgendwie verwöhnt von unrealistischen Krimis, oder dürfen Behörden nicht erst dann etwas ausschließen, wenn sie sich sicher sind, dass es als Ursache nicht in Frage kommt??
Diese sprachliche Lauluft weht m.E. erst seit begrenzter Zeit durch allerlei Polizeimeldungen in der Presse (z.B. auch bei Verkehrsunfällen), dafür aber umso penetranter.
Der “schwachsinnige” Ausdruck vorerst ausschließen war uns bisher noch gar nicht so recht aufgefallen. Er scheint in der Tat auf deutschem Boden gewachsen zu sein, denn der entsprechende, offenbar mehr oder weniger offizielle englische Ausdrucksweise lautet:
- no indication this is terrorist related
- no indications of terrorist activity
- no indication the incident was related to terrorism
- Interessanterweise schweigt sich der Guardian diesbezüglich aus
Dass die Medien immer wieder negative Vorkommnisse in den Vordergrund stellen kann als recht deprimierend bzw. ärgerlich und wenig hilfreich angesehen werden. Dabei hätte es in den letzten Jahren so viel Positives aus Leicester zu berichten gegeben: